Eigentlich ist die Sache ganz einfach: In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte ist festgehalten, dass alle Menschen frei und gleich an Würde und Rechten geboren sind. Ganz egal welches Geschlecht sie haben. In Österreich steht die Gleichstellung von Männern und Frauen auch in der Verfassung. Männer und Frauen sollen in allen Lebensbereichen die gleichen Möglichkeiten haben, ob in der Ausbildung, im Beruf oder im Privatleben. Man spricht auch von „Gender Mainstreaming“. Viele Schritte zur Gleichstellung der Geschlechter wurden in Österreich bereits verwirklicht. Trotzdem gibt es noch immer Bereiche in denen Frauen benachteiligt werden. Das gilt es zu ändern. Denn Verbesserungen bei der Gleichstellung der Geschlechter, der Selbstbestimmung und dem Schutz vor Gewalt kommen allen Menschen zugute.
Gleiche Rechte, gleiche Chancen?
Global Gender Gap
Der Global Gender Gap zeigt auf wie groß die Lücke ist, die zur vollständigen Gleichstellung der Geschlechter noch geschlossen werden muss. Im jährlichen Bericht des Weltwirtschaftsforums wird festgehalten, wie es mit der Gleichstellung der Geschlechter weltweit in vier wichtigen Bereichen bestellt ist:
- Bildung
- Arbeit
- Gesundheit
- Politische Beteiligungsmöglichkeit
Noch immer sind Frauen und Mädchen stärker von Armut betroffen und werden schlechter bezahlt. Sie sind häufiger mit Gewalt und Missbrauch konfrontiert. Nicht in allen Ländern der Erde dürfen sie genauso viel und genauso lange zur Schule gehen, wie Burschen. Diese Ungerechtigkeiten ändern sich leider nur langsam. Der Bericht zur weltweiten Gleichstellung von Frauen und Männern rechnet damit, dass eine tatsächliche Gleichstellung noch viele Jahre dauern wird.


Nachgefragt: Was bedeutet Gendermainstreaming?
Als Gendermainstreaming werden Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung von Männern und Frauen bezeichnet. Gender bedeutet Geschlecht, Mainstreaming kommt vom englischen Wort für „Hauptstrom“ und unterstreicht die Wichtigkeit dieser Aufgabe für alle Lebensbereiche. Gendermainstreaming ist ein Beitrag zur Geschlechterdemokratie, der 1985 bei der Weltfrauenkonferenz in Nairobi erstmals vorgestellt wurde. 1999 haben die Mitgliedsstaaten der Europäische Union im Vertrag von Amsterdam festgelegt, dass die Förderung der Gleichstellung bei allen Entscheidungen mitgedacht werden muss.
Geringeres Einkommen für Frauen
In vielen Ländern verdienen Frauen durchschnittlich um einiges weniger als Männer. Man spricht von einem sogenannten „Gender Pay Gap“, also einem „Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern“. Zu einem Teil liegt dieser Unterschied daran, dass Frauen öfter in Berufen tätig sind, die schlechter bezahlt sind oder öfter nur Teilzeit arbeiten. Diese Ursachen sollen durch Initiativen zur Förderung von Frauen in technischen Berufen und Unterstützung in der Kinderbetreuung behoben werden.


Auf den Punkt gebracht: Equal Pay Day – gleicher Lohn für gleiche Arbeit!
Die Erwerbseinkommen der Frauen liegen unter denen ihrer männlichen Kollegen. Der Equal Pay Day macht deutlich, wie viele Tage Frauen zusätzlich arbeiten müssen, um jenen Betrag zu verdienen, den Männer bereits am Ende des Vorjahres in der Tasche hatten. Frauen müssen in Österreich 44 Tage länger arbeiten als Männer. Im Jahr 2025 fällt daher der Equal Pay Day auf den 13. Februar.
Der Equal Pay Day soll die Diskussion um das Thema anregen und es im Bewusstsein aller Personen in Österreich verankern.
Frauen und Bildung
Dass Frauen freien Zugang zu Bildung haben, ist nicht selbstverständlich. Weltweit werden immer noch Mädchen und Frauen von Schulbildung ausgeschlossen. In Österreich gilt die allgemeine Schulpflicht für Mädchen und Buben seit 1774. Seit 1897 dürfen Frauen an einer Universität studieren. Wissenschaftsministerin Hertha Firnberg hebt in ihrer Rede aus dem Jahr 1976 die Bedeutung der Bildung für die weibliche Emanzipation und für die Familienrechtsreform hervor. (Diese Rede ist in der Österreichischen Mediathek nachhören.) Heute haben Mädchen und Frauen Zugang zu allen Schulen und Universitäten in Österreich. Spezielle Förderprogramme zeigen Bereiche auf, in denen es noch sehr wenige Frauen gibt.
Frauen und Gesundheit
Schaut man sich die Unterschiede bei der Lebenserwartung von Frauen und Männern an, könnte man glauben, dass Männer stärker benachteiligt sind. Wenn es aber darum geht, wie gesund und zufrieden Menschen im Alter sind, kehrt sich das Bild wieder um. Denn Frauen leben zwar länger, können aber weniger Lebensjahre bei guter Gesundheit verbringen. Erst seit wenigen Jahren wird bei Medikamenten und Behandlungen auf Unterschiede zwischen Frauen und Männern Rücksicht genommen.
Gewalt gegen Frauen
Gewalt hat viele Gesichter. Doch nicht immer ist sie sichtbar. Frauen und Kinder sind besonders häufig von Gewalt in der Familie betroffen. Sie erleben häufiger Formen sexualisierter Gewalt, von Unterdrückung und von Belästigung. Gewaltschutzgesetze und die Errichtung von Frauenhäusern waren Mitte des 20. Jahrhunderts erste Schritte, um Frauen besser zu schützen. Mit der #MeToo-Bewegung startete zu Beginn des 21. Jahrhunderts weltweit ein verstärktes Bewusstsein für körperliche und seelische Gewalt gegen Frauen.
Hier gibt es Hilfe:
- Kinderschutzzentren
- Kinder- und Jugendanwaltschaften
- Frauen- und Mädchenhelpline gegen Gewalt 0800 222 555
- Männerberatungsstellen
- Weißer Ring – Opferunterstützungs-Einrichtung