Warum verdienen Frauen bei gleicher Arbeitsstelle und vergleichbarer Qualifikation deutlich weniger als Männer? Was kann dagegen unternommen werden?
Dafür gibt es mehrere Ursachen. Eine ist, dass Männer und Frauen tendenziell anders um ihr Gehalt verhandeln. Männern fordern meist ein höheres Gehalt und es wird ihnen auch eher zugebilligt als Frauen, die oft niedrigere Forderungen haben. Die unterschiedliche Selbsteinschätzung zeigt sich auch bei Selbständigen, wo Männer ihre Arbeitsleistung weit teurer bewerten und verkaufen als weibliche Kolleginnen. Dahinter steht einerseits ein höheres Selbstbewusstsein, aber auch eine recht traditionelle Idee, nämlich die, dass Männer Familienernährer sind bzw. sein könnten und von daher mehr Geld verdienen sollten.
Auch die Karriereverläufe von Männern und Frauen sind unterschiedlich: Männer haben meist „linearere“ Berufskarrieren, d.h. sie haben kaum Unterbrechungen oder Phasen der Teilzeitarbeit, sondern arbeiten durchgängig Vollzeit und machen auch mehr Überstunden. Damit verdienen sie mehr und „empfehlen“ sich für Führungspositionen. Interessant dabei ist, dass Frauen auch dann weniger verdienen, wenn sie real gar keine Kinder oder Arbeitsunterbrechungen haben, denn es wird vermutet, dass das eintreten könnte. Was oft ein Grund dafür ist, dass sie nicht in Führungspositionen kommen oder bei Beförderungen übergangen werden. Im Laufe der Berufsjahre summieren sich diese Ungleichheiten: Von Teilzeitarbeit in eine Führungsposition aufzusteigen ist nur schwer möglich, meist bleiben die Frauen also in niedrigeren Lohnsektoren. Geringerer Lohn bedeutet aber auch geringes Geld in der Arbeitslosigkeit und eine geringere Pension im Alter.
Zudem gibt es eine starke sogenannte „geschlechtsspezifische Segregation des Arbeitsmarktes“, das heißt, dass manche Berufsfelder mehrheitlich von Frauen, andere mehrheitlich von Männern ausgeübt werden. Diese Berufsfelder werden aber nicht gleich bewertet und auch nicht gleich bezahlt. Derzeit werden Berufe, die mehrheitlich von Frauen ausgeübt werden, deutlich geringer entlohnt als typische Männerberufe. Pädagogische Berufe, pflegende Berufe, etc. auch Lehrberufe wie Kosmetiker_innen, Frisör_innen, etc. sind viel schlechter bezahlt als MetalltechnikerInnen oder ElektronikerInnen. Dahinter steht nicht nur die Idee, dass Frauen ohnehin eher Nebenverdienerinnen sind und ihr Gehalt also nicht so hoch sein muss wie das von Männern. Das hat auch damit zu tun, dass diese Tätigkeiten als „genuin weiblich“ betrachtet werden, das heißt, dass es Frauen ohnehin nahe liegen würde, versorgende Berufe auszuüben. Beides sind natürlich sehr problematische Vorannahmen, die auf sehr stereotypen Geschlechterbildern aufbauen.