Am 14. Januar 1918 wurde den ArbeiterInnen der Wiener Neustädter Motorenwerke die Mehlration halbiert, woraufhin diese spontan einen Streik beginnen. Die Nachricht vom Widerstand der Arbeiterschaft verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der ganzen Monarchie. Bereits am Folgetag, dem 15. Januar, wird auch in der Steiermark, in Oberösterreich, in Wien und in den tschechischen Industriegebieten gestreikt. In kurzer Zeit befanden sich 700.000 ArbeiterInnen im Aufstand. Sie forderten ein sofortiges Ende des Krieges, bessere Versorgung und gewählte Arbeiterräte.
22. Januar – 3. Februar 1918: Matrosenaufstände
Am 22. Januar 1918 wurde der Kriegshafen in Pula (Stadt im heutigen Kroatien) bestreikt, wenig später traten die ArbeiterInnen in den tschechischen Kohlewerken in den Streik. Einen letzten Höhepunkt des Widerstandes gegen die Fortführung des Krieges gab es schließlich in Kotor (heute Teil von Montenegro). Die Matrosen forderten die Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts der Völker der Habsburgermonarchie und den sofortigen Friedensschluss aufgrund des 14-Punkte-Programms von US-Präsident Wilson.
Die Mannschaften der Panzerschiffe St. Georg und Karl VI. nahmen die Offiziere gefangen, wählten Matrosenräte und hissten die rote Fahne als Zeichen für die Arbeiterschicht. Der Aufstand wurde jedoch bereits am 3. Februar 1918 beendet. 800 von ungefähr 5.000 am Aufstand beteiligten Matrosen wurden verhaftet. Vier Matrosen wurden zum Tod verurteilt, die Mehrheit der übrigen Angeklagten einem eigenen Kriegsgericht überstellt.
Am 16. Oktober 1918 veröffentlichte Kaiser Karl I. ein „Völkermanifest“. Das Ziel war es, den habsburgischen Vielvölkerstaat in einen Bundesstaat umzuformen. Österreich sollte „neu gestaltet“ werden, indem jedes Volk eigene Nationalräte bildete. Dieser Plan kam zu spät, der Wunsch nach Selbstbestimmung und Freiheit der Völker war zu stark.
21. Oktober 1918: Die Provisorische Nationalversammlung Deutschösterreichs tagt
Am 21. Oktober tagte die Provisorische Nationalversammlung Deutschösterreichs im Niederösterreichischen Landhaus in Wien. Insgesamt versammelten sich 208 Abgeordnete der deutschen Wahlbezirke, welche bereits im Jahr 1911 gewählt worden waren. Die Gründung eines neuen Staates stand im Mittelpunkt der Versammlung.
30. Oktober 1918: Erste Grundlagen für den neuen Staat und Bildung des „Staatsrats“/ Staatsgründung
Die Provisorische Nationalversammlung beschloss am 30.10.1918 erste grundlegende Verfassungsbestimmungen: Es wurde geregelt, dass die Provisorische Nationalversammlung als Gesetzgeber tätig wird und der Vollzugausschuss als ausführendes Organ. Die Provisorische Nationalversammlung wählte auch den „Staatsrat“. Er bestand aus den drei Präsidenten der Nationalversammlung und zwanzig weiteren Mitgliedern. Der Staatsrat wählte am selben Tag die Staatsregierung unter Karl Renner. Damit begann die Geschichte der Republik Deutschösterreich.
31. Oktober 1918: Staatsfarben Rot-Weiß-Rot
Der Staatsrat beschloss am 31. Oktober die Staatsfarben. Auf Vorschlag des christlichsozialen Abgeordneten Wilhelm Miklas wählte der Staatsrat die Farben Rot-Weiß-Rot. Es waren dies die Farben der Babenberger, einer Familie, welche vor den Habsburgern über Österreich geherrscht hatte. Man wollte sich dadurch von den Farben Schwarz-Gelb der Habsburger deutlich abgrenzen.
Der neue Staatskanzler Karl Renner schlug zusätzlich ein vorläufiges Staatswappen vor. Der Entwurf bestand aus einem Stadtturm aus schwarzen Blöcken, gekreuzten Hämmern in Rot, welche umgeben waren von einem goldenen Roggenkranz. Diese Motive galten als die Symbole der Bürger, Arbeiter und Bauern.
3. November 1918: Waffenstillstand bei Padua
Im Herbst 1918 bat Kaiser Karl I. die Entente-Staaten um einen Waffenstillstand. Der Vertrag wurde am 3. November 1918 bei Padua zwischen Österreich-Ungarn und der Entente bzw. Italien unterzeichnet. Der Waffenstillstand galt auch für die anderen Fronten, an denen die Armee Österreichs-Ungarns im Einsatz war.
11. November 1918: Verzichtserklärung Kaisers Karl I.
Kaiser Karl I. unterzeichnete am 11. November 1918 eine Verzichtserklärung, mit der er auf alle Staatsgeschäfte im österreichischen Teil der Monarchie verzichtete. Am gleichen Abend verließ der Kaiser mit seiner Familie das Schloss Schönbrunn und zog sich auf das private Schloss Eckartsau im Marchfeld zurück.
12. November 1918: Ausrufung der Republik „Deutschösterreich“
Artikel 1 der Verfassung besagt: „Deutschösterreich ist eine demokratische Republik. Alle öffentlichen Gewalten werden vom Volk eingesetzt.“ In der neuen Staatsform der Demokratie geht die Macht nun vom Volk aus. Der 12. November 1918 ging als der Tag der „Ausrufung der Republik“ in die Schulbücher ein.