Die Zeit vor 1938
Um zu begreifen, wie es zur Annexion Österreichs 1938 kommen konnte, ist es wichtig, einen Blick in die politische, wirtschaftliche und kulturelle Geschichte unseres Landes zu werfen.
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs zerfiel die Österreichisch-ungarische Monarchie – und mit ihr ein riesiges Wirtschaftsgebiet mit 53 Millionen EinwohnerInnen. Die Nationalitäten des Vielvölkerstaats gründeten eigene Staaten. Übrig blieben die deutschsprachigen Gebiete Österreichs, an deren wirtschaftliches Überleben die wenigsten glaubten. Es gab sogar die Idee, Österreich mit Deutschland zu verbinden. Der Friedensvertrag von St. Germain en Laye (Frankreich) ließ das aber nicht zu. In ganz Europa wurden die Grenzen neu gezogen.
Nach anfänglichen großen Problemen gelang es, Wirtschaft und Staatsfinanzen zu stabilisieren. In den „Goldenen Zwanziger Jahren“ herrschten Zuversicht und Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung, doch 1929 begann eine weltweite Wirtschaftskrise. Die ganze Welt kämpfte mit schweren wirtschaftlichen Problemen. Armut, Hunger und Arbeitslosigkeit waren überall spürbar.
Parteipolitische Auseinandersetzungen, vor allem über die Frage der Krisenbekämpfung und die parlamentarische Demokratie, spalteten Österreich bis hin zum Bürgerkrieg. Ab 1933 wurde das Land autoritär regiert.