Der „Fall Borodajkewycz“ im Jahre 1965
Ähnlich wie in Deutschland ging es bei den Studentenprotesten in Österreich auch um den Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit des Landes. Bereits im Jahr 1965 kam es an der Universität Wien zu einem Fall, der auch international für Aufsehen sorgte: Der Fall Borodajkewycz.
Taras Borodajkewycz war Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Wien. Er war zur Zeit des Nationalsozialismus Mitglied der NSDAP gewesen und dieser freiwillig beigetreten. Dennoch durfte er an der Uni Wien lehren. Er fiel immer wieder durch antisemitische und deutschnationale Äußerungen auf.
An der Universität kam es schließlich zu Demonstrationen von GegnerInnen und AnhängerInnen von Borodajkewycz. Im März 1965 gab es im Zusammenhang mit einer solchen Demonstration einen Todesfall: Ernst Kirchweger, ein ehemaliger kommunistischer Widerstandskämpfer und Überlebender des KZ, wurde von einem rechtsextremen Studenten niedergeschlagen; er starb an den Verletzungen.
Etwa 25.000 Menschen nahmen in Folge an einem Schweigemarsch teil, die damit ein Zeichen gegen den Faschismus setzten.
Proteste in Kunst und Kultur
Auch in der österreichischen Kunst und Kultur drückte sich in den 1960er-Jahren der Protest gegen die gesellschaftlichen und politischen Zustände aus. Einige KünstlerInnen provozierten mit Aktionen, die
Im Juni 1968 fand in einem Hörsaal der Universität Wien ein sogenanntes Happening unter dem Titel „Kunst und Revolution“ statt. Es sorgte für viel Aufsehen und Empörung, da die beteiligten KünstlerInnen versuchten, zu schockieren, indem sie möglichst viele Tabus brachen, z.B. Nacktheit, Exkremente und Selbstverstümmelung. Dabei sangen sie die österreichische Bundeshymneund benutzten die österreichische Nationalflagge.
Die Veranstaltung wurde von einigen Medien als „Uni-Ferkelei“ bezeichnet und hatte ein gerichtliches Nachspiel.
Berühmt-berüchtigt wurde auch die Aktion der Künstlerin VALIE EXPORT, das Tapp- und Tastkino. Mit dieser Straßenaktion trat sie auf öffentlichen Plätzen auf, erstmalig in München. VALIE EXPORT trug dabei über ihren nackten Brüsten einen Kasten mit zwei Öffnungen. Ihr Partner begleitete sie und lud die PassantInnen zum „Besuch“ dieses „Tapp- und Tastkinos“ ein: Die „BesucherInnen“ durften einige Sekunden lang durch die Öffnungen im Kasten die nackten Brüste der Künstlerin berühren. VALIE EXPORT bezeichnete die Aktion selbst als feministische Aktion.