Einige Errungenschaften, die für uns heute in Österreich „selbstverständlich“ sind, sind auch eine Folge der Bewegung aus dem Jahr 1968. Dazu zählt eine öffentliche Diskussionskultur über politische und gesellschaftliche Themen. Die „68er“ haben vom Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht (z.B. bei Demonstrationen) und damit ihre Haltung deutlich gezeigt.
Welche Bedeutung hat das Jahr 1968 heute?
Für die Beteiligten damals war es klar, dass Politik auf ihr tägliches Leben großen Einfluss hat.
Die 68er- und insbesondere die Frauenbewegung waren überzeugt, dass auch das „Private“ politisch ist. So kann man es beispielsweise als „Privatsache“ betrachten, wenn man als Frau weniger verdient als als Mann; es ist aber auch politisch, weil es dem Streben nach Gleichberechtigung von Männern und Frauen widerspricht.
Kritik und Engagement
Die „68er“ stehen bis heute für eine kulturelle, gesellschaftliche und politische Rebellion. Dazu zählen der sogenannte Konflikt zwischen den Generationen, die Kritik am Umgang mit dem Nationalsozialismus und die generelle Kritik am „verkrusteten“ politischen System. Auch die Forderung nach Mitsprache, ob im politischen Prozess, an Universitäten oder am Arbeitsplatz, wird heute oftmals mit dem Jahr 1968 verbunden.
Ebenso ist „1968“ ein Symbol für ein politisches Engagement, das über die Entwicklungen im eigenen Land hinausreicht und „über den Tellerrand“ blickt: Die Friedensbewegung und das Engagement gegen den Vietnamkrieg, die Anti-Atom-Bewegung, die Solidarität mit der Bürgerrechtsbewegung oder die Aufmerksamkeit der europäischen Jugend für die Situation der Länder der „Dritten Welt“ sind nur einige Beispiele dafür.
Unterschiedliche Bewertungen
Obwohl die Ereignisse von 1968 50 Jahre zurückliegen, werden sie auch heute noch ganz verschieden wahrgenommen. Je nachdem, ob und wie man diese Zeit miterlebt hat, überwiegen positive oder negative Erinnerungen und Bewertungen.
Die einen verbinden mit dem 1968er-Jahr die Sehnsucht nach Freiheit und einer „besseren Welt“, sowie den Kampf für Demokratie. Sie betonen, dass damals wichtige revolutionäre Veränderungen stattgefunden haben, die teilweise bis heute nachwirken. Für die anderen bedeutet 1968 vorwiegend Chaos, trügerische und naive Hoffnungen sowie Protest und Gewalt.
Dass die damals gültigen Moralvorstellungen und Werte wie Disziplin und Gehorsam in Frage gestellt wurden, finden die einen wertvoll. Die anderen meinen, dass aber keine (brauchbaren) neuen Wertvorstellungen entstanden seien („Werteverlust“).
Besonders kritisiert wird oft, dass die DemonstrantInnen damals Frieden und Meinungsfreiheit einforderten, sich aber in ihrem Eifer gegenüber ihren politischen „GegnerInnen“ selbst undemokratisch und gar nicht „friedfertig“ (oder gar gewalttätig) verhalten hätten.
Über 1968 wird bis heute gestritten und diskutiert. Auch wenn die Revoltierenden von damals mittlerweile möglicherweise im Ruhestand sind, so sorgen ihre Ideen und Aktionen von damals bis heute also für „Bewegung“.