Republik Österreich - Parlament Parlament Österreich - Parlament
DemokratieWEBstatt.at

Errichtung des Parlamentsgebäudes an der Ringstraße in Wien (1874-1883) – Symbol der österreichischen Demokratie bis heute

Vorläuferbauten des heutigen Parlamentsgebäudes (1861-1883)

Da 1861 kein Parlamentsgebäude bestand, musste ein Ort für die Sitzungen der Abgeordneten geschaffen werden. Das Herrenhaus nutzte das historische Landhaus in der Herrengasse 13 in Wien für seine Versammlungen. Für das Abgeordnetenhaus wurde in nur sechs Wochen Bauzeit ein zweigeschossiger Holzbau in der Währinger Straße 2-6 errichtet. Die Bevölkerung nannte diesen provisorischen Bau nach dem Ministerpräsidenten Anton von Schmerling abschätzig „Schmerlingtheater“, noch spöttischer auch „Bretterbude“.

Neues Parlament an der neuen Ringstraße

1857 entschied Kaiser Franz Joseph I die Stadtmauer und die Befestigungsanlagen wie Basteien, Wälle und Glacis zu schleifen. Er ordnete den Bau eines Boulevards an dieser Stelle an. Die Ringstraße. entstand. Sie wurde am 1. Mai 1865 als Prachtstraße eröffnet. Entlang dieser Straße wurden zwischen 1869 und 1888 verschiedene öffentliche Großbauten errichtet, die du heute noch bestaunen kannst. Auch private Bauherren aus Aristokratie und Großbürgertum errichteten herrschaftliche Wohnhäuser, so genannte Palais. Die Gebäude an der Ringstraße wurden im Stil des „Historismus“ gebaut, d.h. die Architekten griffen auf Stilrichtungen vergangener Jahrhunderte zurück. Jedes Gebäude sollte in dem Stil jener Zeit erbaut werden, in dem die Funktion des Gebäudes am vollkommensten erfüllt war. So verweist die Architektur des Parlaments auf die Antike, die als Wiege der Demokratie gilt.

Auf den Punkt gebracht: Die Architektur des Theophil Hansen

Der dänische Architekt Theophil Hansen gewann den Architektenwettbewerb für die Planung eines neuen Parlamentsgebäudes. Die antike griechische Architektur war Vorbild in seinem Entwurf, da das antike Griechenland bis heute als Ursprung der Demokratie gilt. So wurde von 1874 bis 1883 das Parlament in Anlehnung an griechische Tempel errichtet. Materialien aus allen Kronländern der Monarchie wurden für den Bau verwendet.

Die erste Sitzung des Abgeordnetenhauses im neuen Reichsratsgebäude fand am 4. Dezember 1883 statt, ein Jahr später folgte die erste Sitzung des Herrenhauses. Mit der Gründung der Ersten Republik im Jahr 1918 und der Errichtung des „deutschösterreichischen Staatsrates“ übernahm Karl Renner als Staatskanzler das Parlamentsgebäude. Am 3. November 1918 teilte er als von der Provisorischen Nationalversammlung gewählter Staatskanzler dem kaiserlichen Ministerrat mit, dass er das Gebäude für die Zwecke der deutschösterreichischen Regierung beschlagnahmt.

Blick auf das 1883 fertiggestellte Parlamentsgebäude, noch ohne Rossebändiger, Monumentalbrunnen und Pallas Athene.
Blick auf das 1883 fertiggestellte Parlamentsgebäude, noch ohne Rossebändiger, Monumentalbrunnen und Pallas Athene. © Parlamentsdirektion/Josef Wlha

Heute ist das Gebäude Sitz des Nationalrates und des Bundesrates der Republik Österreich. Hier befinden sich drei Sitzungssäle, Repräsentationsräume, Büro- und Konferenzräume für die Abgeordneten. Ein modern ausgestattetes Besucher:innenzentrum und das Demokratikum machen das Erlebnis Parlament für Interessierte erfahrbar.

https://www.demokratiewebstatt.at/thema/geschichte-und-weltgeschehen/thema-der-beginn-des-parlamentarismus-1848-1918/die-anfaenge-des-parlamentarismus/errichtung-des-parlamentsgebaeudes-an-der-ringstrasse-in-wien-1874-1883-symbol-der-oesterreichischen-demokratie-bis-heute
gedruckt am: Donnerstag, 21. November 2024