Solidarität und Zivilcourage im digitalen Zeitalter
Kann man mit einem Klick die Welt retten? Vielfach wird kritisiert, dass soziale Medien und die zunehmende Digitalisierung mutiges und solidarisches Handeln verhindern. Tatsächlich gibt es Studien, die zeigen, dass die Bedeutung von Zivilcourage und Solidarität in unserer Gesellschaft abnehmen. Gleichzeitig können durch soziale Medien viele gesellschaftspolitische Anliegen wesentlich leichter verbreitet werden, und es kann schnell eine große Anzahl von Menschen erreicht werden. Ungerechtigkeiten und gesellschaftliche Probleme werden so sichtbar gemacht und weltweit diskutiert.
Das erhöht den Druck auf Medien, Politik und Gesellschaft, etwas zu verändern. So wurden unter dem Hashtag „Me too“ (Deutsch „ich auch“) betroffene Frauen ermutigt, mit Postings auf das Ausmaß sexueller Übergriffe aufmerksam zu machen. Seitdem wurde dieser Hashtag millionenfach geteilt. Auch viele andere Bewegungen, wie die Klimaschutzaktion „Fridays for future“ oder die Black Lives Matter-Bewegung (BLM, englisch für Schwarze Leben zählen) gegen Rassismus und Gewalt konnten durch soziale Netzwerke weltweit UnterstützerInnen finden. Die große Aufmerksamkeit kann dabei Denkanstöße liefern und eine Welle der Solidarität auslösen. Auch das Aufdecken von Skandalen und Missständen kann durch digitale Plattformen (wie etwa Wikileaks) erleichtert werden. Auf diesen „Enthüllungsplattformen“ können alle Menschen anonym Informationen veröffentlichen. Gleichzeitig stehen diese Plattformen aber gerade wegen ihrer Anonymität und der fehlenden Kontrollmöglichkeit beziehungsweise Überprüfbarkeit in der Kritik.