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Die Medien und der Krieg

Egal, ob Plakate, Flugblätter, Zeitungen, Postkarten, Illustrierte oder Kinos – die Bilder des Kriegs waren überall zu sehen. Selbst in Schulbüchern und Kinderzimmern war der Krieg zu Hause. 

Die Massen lenken

Der Erste Weltkrieg war der erste moderne Krieg, der die gesamte Bevölkerung in allen kriegführenden Staaten in die Kriegsanstrengungen einbezog. Auf die Menschen einzuwirken und ihre Meinung zu lenken, war daher stets ein Teil der Kriegsführung, in Österreich-Ungarn ebenso wie in allen anderen am Krieg beteiligten Staaten. Bewusst wurden bestehende Vorurteile verstärkt und Feindbilder erzeugt. Die Gegner wurden lächerlich gemacht und die eigene Stärke beschworen. Die Habsburger-Monarchie stellte sich selbst als überlegenes „Bollwerk der Zivilisation“ dar, dessen „Ehre“ es gegen die „barbarischen Serben und Russen“ im Osten zu verteidigen galt.

Spätestens nach den ersten großen Niederlagen und Verlusten brauchte es einige Anstrengung, den Kampfeswillen der Bevölkerung aufrecht zu erhalten. Staatliche Propaganda sollte helfen, die Bevölkerung vom Sinn des Kriegs zu überzeugen und alle Kräfte des Landes für den Krieg zu mobilisieren: In Filmen wurde der Kriegseinsatz verherrlicht, auf Plakaten für Kriegsanleihen und Sammelaktionen geworben.

Auf bunten Postkarten mit Kriegsbildern auf der Vorderseite schickten Soldaten Grüße von der Front in die Heimat. Auf Flugblättern wurde gegen Kriegsgegner gehetzt. „Jeder Schuss ein Ruß, jeder Stoß ein Franzos, jeder Tritt ein Britt, jeder Klapps ein Japs!“, Parolen wie diese waren ein beliebtes Mittel der Kriegspropaganda.

Krieg schauen am Sonntag – Kriegsausstellungen daheim

In Wien strömten die Menschen in den Prater, um dort den Krieg als „größte Sehenswürdigkeit“ zu besichtigen. In den Jahren 1916 und 1917 gab es in Wien und Berlin überaus gut besuchte Kriegsausstellungen. Sie dienten vor allem als Propaganda für Industrie- und Gewerbebetriebe, die Kriegsmaterialien herstellten. Gezeigt wurden detailgetreu nachgebaute und begehbare Schau- und Übungsschützengräben. BesucherInnen konnten in ordentlich ausgehobenen Laufgräben spazieren, saubere Latrinen, Stacheldrahtverhaue, Telefonstationen, Hindernisse, Scheinwerfer und alle Arten von Waffen besichtigen. Auch Sanitätshunde führten ihre „Kunststücke“ vor. Militärmusik, Cafés, Restaurants, ein Kino mit Kriegsfilmen dienten der Belustigung. Mit dem, wie die Soldaten an der Front in Schützengräben leben mussten und was sie dort erlebten, hatte das alles freilich wenig zu tun.

Der Fotograf kommt – auch im Krieg! 

Neu in Berichterstattung und Propaganda jener Zeit war die Fotografie. Ab 1916 wurden Fotos verstärkt als Mittel zur Beeinflussung der Bevölkerung eingesetzt. Man hatte erkannt, wie gut sich Bilder hierfür eignen. Die allermeisten Fotos vom Ersten Weltkrieg waren gestellt oder wurden im Nachhinein bearbeitet. Man lernte, die Bilder lügen zu lassen. Auch viele der Bilder, die du hier zum Thema siehst, sind keine spontanen Aufnahmen. Fotografen durften nur mit Erlaubnis fotografieren. Ihre Bilder mussten sie der Zensurbehörde vorlegen, die die Fotos an die Medien weiterreichte. Diese verbreiteten die Bilder dann über Wochenzeitschriften und eigene Propagandablätter an Leserinnen und Leser. Es gab klare Regeln, was abgelichtet werden durfte: Fotografiert wurden siegreiche Szenen oder technische Errungenschaften, die Macht und Stärke demonstrieren sollen, aber auch Kriegsgefangene. Fotos von großen Geschützen, von militärischen Stützpunkten oder Flugzeugen waren nicht erwünscht, ebenso wenig wie Fotos von Toten. Die tatsächliche Grausamkeit des Krieges war auf diesen Bildern nicht zu sehen. 

Dank erster Kleinkameras, mit denen Soldaten selbst fotografierten, sind aber auch Bilder des Kriegs erhalten, die nicht den Richtlinien der Zensur entsprachen. Sie zeigen ein deutlich realistischeres Bild des Ersten Weltkriegs. 

„Viele von euch Knaben haben es vielleicht bedauert, nicht schon so groß zu sein, um in den Krieg ziehen zu können. Und manches Mädchen mag in diesen Tagen die Knaben beneiden, die – einen Säbel umgeschnallt und einen Helm auf dem Kopf – wenigstens Krieg spielen können. …“, mit diesem Text beginnt eine Kinderzeitung aus jenen Tagen.
(Das Blatt der Kinder. Beilage zum Blatt der Hausfrau, 23. August 1914, Verlag Ullstein. Quelle: Peter Lukasch, www.zeitlupe.co.at)

Das Kriegspressequartier (KPQ) des Armeeoberkommandos war die zentrale Propagandaeinrichtung Österreich-Ungarns. Nahezu jede Information über den Krieg wurde vom KPQ gesteuert und zensiert. 

Zensur: Staatlicher Kontrolle unterlag nicht nur, was in den verschiedenen Medien über den Krieg berichtet wurde. Auch die Feldpost, die Soldaten von der Front an ihre Lieben zuhause schickten, wurde zensuriert, um Kritik im Keim zu ersticken und keine schlechte Stimmung aufkommen zu lassen.

Der junge Soldat Hermann Adelsberger schreibt an seine Eltern:
„Monticcio, am 25. XI. 1915 - Liebste Eltern!
Ein Kamerad von mir fährt nach Wien auf Urlaub und nimmt mir diesen Brief zur Weiterbeförderung an euch mit, sodaß ich die lästige Zensur, wegen der man nicht schreiben kann, umgehen und euch auch über meine Lage und Erlebnisse aufklären kann. …“
(http://www.profil.at/erster-weltkrieg/ - Bild­titel: Brief von Hermann Adelsberger Seite 1)

https://www.demokratiewebstatt.at/thema/thema-der-erste-weltkrieg/ueberleben-im-krieg/die-medien-und-der-krieg
gedruckt am: Donnerstag, 21. November 2024