Krieg schauen am Sonntag – Kriegsausstellungen daheim
In Wien strömten die Menschen in den Prater, um dort den Krieg als „größte Sehenswürdigkeit“ zu besichtigen. In den Jahren 1916 und 1917 gab es in Wien und Berlin überaus gut besuchte Kriegsausstellungen. Sie dienten vor allem als Propaganda für Industrie- und Gewerbebetriebe, die Kriegsmaterialien herstellten. Gezeigt wurden detailgetreu nachgebaute und begehbare Schau- und Übungsschützengräben. BesucherInnen konnten in ordentlich ausgehobenen Laufgräben spazieren, saubere Latrinen, Stacheldrahtverhaue, Telefonstationen, Hindernisse, Scheinwerfer und alle Arten von Waffen besichtigen. Auch Sanitätshunde führten ihre „Kunststücke“ vor. Militärmusik, Cafés, Restaurants, ein Kino mit Kriegsfilmen dienten der Belustigung. Mit dem, wie die Soldaten an der Front in Schützengräben leben mussten und was sie dort erlebten, hatte das alles freilich wenig zu tun.
Der Fotograf kommt – auch im Krieg!
Neu in Berichterstattung und Propaganda jener Zeit war die Fotografie. Ab 1916 wurden Fotos verstärkt als Mittel zur Beeinflussung der Bevölkerung eingesetzt. Man hatte erkannt, wie gut sich Bilder hierfür eignen. Die allermeisten Fotos vom Ersten Weltkrieg waren gestellt oder wurden im Nachhinein bearbeitet. Man lernte, die Bilder lügen zu lassen. Auch viele der Bilder, die du hier zum Thema siehst, sind keine spontanen Aufnahmen. Fotografen durften nur mit Erlaubnis fotografieren. Ihre Bilder mussten sie der Zensurbehörde vorlegen, die die Fotos an die Medien weiterreichte. Diese verbreiteten die Bilder dann über Wochenzeitschriften und eigene Propagandablätter an Leserinnen und Leser. Es gab klare Regeln, was abgelichtet werden durfte: Fotografiert wurden siegreiche Szenen oder technische Errungenschaften, die Macht und Stärke demonstrieren sollen, aber auch Kriegsgefangene. Fotos von großen Geschützen, von militärischen Stützpunkten oder Flugzeugen waren nicht erwünscht, ebenso wenig wie Fotos von Toten. Die tatsächliche Grausamkeit des Krieges war auf diesen Bildern nicht zu sehen.