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Meine Lehre, mein Beruf, meine Zukunft

Alle, die die neun Jahre Pflichtschule abgeschlossen haben und einen Beruf erlernen möchten, können dies im Rahmen einer Lehre tun. Die Lehre ist die häufigste Berufsausbildung für den Berufseinstieg.

Zur Auswahl stehen über 200 Lehrberufe. Eine Lehre dauert zwei bis vier Jahre und besteht aus zwei Elementen: Einerseits arbeitest du in einem Lehrbetrieb, andererseits besuchst du die Berufsschule. Daher spricht man auch von dualer Ausbildung (duo bedeutet: zwei). Du gehst zur Schule, und gleichzeitig lernst du einen Beruf und verdienst dein eigenes Geld.

So wirst du zur Fachkraft: Praxis und Theorie

Die meiste Zeit, nämlich circa 4/5 der Ausbildungszeit, verbringst du in einem Lehrbetrieb, etwa 1/5 in der Berufsschule.

Das Ziel der Ausbildung ist, dass du unmittelbar nach Ende der Lehrzeit fähig bist, einen bestimmten Beruf auszuüben (Berufsfähigkeit).

Immer wieder werden auch neue Lehrberufe entwickelt. Zudem werden bestehende Lehrberufe an den technischen Fortschritt und andere neue Entwicklungen in der Wirtschaftswelt angepasst.

Wichtiger für alle Lehrberufe werden…

  • digitale Kompetenzen: In fast allen Arbeitsbereichen spielt Digitalisierung eine große Rolle.
  • Green Skills“: Weil Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Energie- und Ressourceneffizienz zentrale Zukunftsthemen sind, werden sie in die Lehrausbildung zunehmend einbezogen.
  • Europäische Integration: Die europäischen Staaten sind zunehmend wirtschaftlich (und politisch) verbunden. Für Lehrlinge als künftige Fachkräfte ist relevant, dass sie im Arbeitsleben Bereitschaft zur Mobilität mitbringen, und dass die österreichischen Betriebe wettbewerbsfähig bleiben.

Wusstest du, dass
es das duale System in der Berufsausbildung nicht überall in Europa gibt? Aber es gibt mit anderen Ländern und Regionen, z.B.  Deutschland, Ungarn und der Provinz Bozen (Italien) Übereinkommen, gegenseitig berufliche Prüfungszeugnisse (wie die Lehrabschlussprüfung) anzuerkennen.

Modularer Aufbau

Eine Lehrausbildung kann auch modular aufgebaut sein. Dann lernst du ein Grundmodul, das normalerweise mindestens zwei Jahre dauert. Dieses kannst du dann mit verschiedenen Aufbaumodulen kombinieren (ein oder mehrere Hauptmodule, und eventuell ein Spezialisierungsmodul). Die Kombination wird zwischen dir und deinem bzw. deiner Lehrberechtigten vereinbart. Insgesamt darf die Lehrzeit längstens 4 Jahre dauern.

Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft, Grafik: Parlamentsdirektion / Paul Tucek

Nachgefragt: Welche anderen Möglichkeiten gibt es (in Österreich), einen Beruf zu erlernen?

Außer über die duale Berufsausbildung (Lehre und Berufsschule) kannst du in Österreich eine Vollzeitschule besuchen, um eine erste Ausbildung für einen Beruf zu erwerben. Hier unterscheidet man zwischen mittleren berufsbildenden Schulen - wie z.B. Handelsschulen, technische und gewerbliche Fachschulen, oder Schulen für wirtschaftliche Berufe, und den 5-jährigen höheren berufsbildenden Schulen, z.B. die höheren technischen und gewerblichen Lehranstalten, Handelsakademien, höhere Lehranstalten für wirtschaftliche Berufe oder für Tourismus, Schulen im Gesundheitswesen oder im Bereich der Land- und Forstwirtschaft.

Lehre oder Matura?

Einen Beruf erlernen und Geld verdienen, oder doch die Matura machen und später vielleicht an die Uni? Zum Glück musst du dich nicht zwischen Lehre oder Matura entscheiden!
Es gibt sowohl die Möglichkeit, eine Lehre mit Matura als auch eine Lehre nach der Matura zu beginnen.

  • Lehre mit Matura: Lehrlinge können die Berufsreifeprüfung („Matura“) parallel zur Lehre oder auch nach der Lehrlingsausbildung absolvieren. Die Berufsreifeprüfung besteht aus vier Teilprüfungen, nämlich über den Fachbereich (je nach gewähltem Berufsfeld), Deutsch, Mathematik und einer Fremdsprache.
  • Lehre nach Matura: Für Maturant:innen werden in einer angepassten Lehr-Ausbildung, der sogenannten „Duale Akademie“, zusätzliche Kompetenzen gefördert. Weiters gibt es teilweise eigene Berufsschulklassen und ein berufsbezogenes Auslandspraktikum. Die Lehrzeit kann für Maturant:innen verkürzt werden (sofern der Lehrbetrieb damit einverstanden ist). In einigen Lehrberufe ist das Lehrlingseinkommen für Lehrlinge über 18 Jahren erhöht. 

Lehrabschlussprüfung

Am Ende der Lehrausbildung kannst du in einer Lehrabschlussprüfung unter Beweis stellen, dass du alles gelernt hast, was für deinen Beruf erforderlich ist. Die Prüfung wird von Berufsexpertinnen und -experten durchgeführt und besteht aus einem praktischen und einem theoretischen Teil. Hast du die Berufsschule positiv abgeschlossen, entfällt die theoretische Prüfung.

Die Statistik zeigt, dass man mit einer abgeschlossenen Lehre gute Chancen auf einen Job hat, vor allem, wenn man die Lehre nicht abgebrochen hat und zur Prüfung angetreten ist. Fällt die Prüfung positiv aus, so erhöht dies noch zusätzlich die Chance, einen Arbeitsplatz zu finden.

Wusstest du, dass…
zur Lehrabschlussprüfung nicht nur Lehrlinge im entsprechenden Lehrberuf antreten können? Auch Personen, welche keine Lehrzeit gemacht haben, z.B. weil sie in der Schule die entsprechende Ausbildung gemacht haben, können die Prüfung ablegen. Selbst wenn man keine formale Ausbildung wie eine Lehre oder Schule gemacht hat, darf man die Lehrabschlussprüfung ablegen. Voraussetzung ist, dass man die nötigen Fähigkeiten des Lehrberufes erworben hat, z.B. durch eine entsprechende praktische Tätigkeit oder einen Kurs.

Auf den Punkt gebracht: Gesetzliche Regelungen rund um die Lehre

  • Während der Lehrzeit bist du kranken-, unfall-, pensions- und arbeitslosenversichert. Als Lehrling musst du für diese Sozialversicherungsleistungen geringere Beiträge zahlen. 
  • In Österreich gilt eine Ausbildungsgarantie. Wenn du keinen geeigneten Lehrbetrieb findest, obwohl du intensiv gesucht hast, gibt es die sog. Überbetriebliche Lehrausbildung (ÜBA). Sie bietet eine Lehrausbildung mit Lehrabschlussprüfung. Statt eines Lehrvertrages wird hier ein Ausbildungsvertrag abgeschlossen.
  • Die Lehr-Ausbildung im Betrieb regelt das Berufsausbildungsgesetz (BAG).
  • Das Schulorganisationsgesetz ist die gesetzliche Grundlage für die Berufsschule.
  • Das Wirtschaftsministerium legt dem Nationalrat alle 2 Jahre einen Bericht zur Jugendbeschäftigung und Lehrlingsausbildung vor.
 

Nachgefragt: Was bedeutet „Lehre ohne Barriere“?

Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen, wie Lernschwierigkeiten und Behinderungen, können durch die Integrative Berufsausbildung (IBA) einen beruflichen Abschluss erhalten. Dafür wird der Lehrplan angepasst: Es gibt durch eine verlängerte Lehrzeit mehr Zeit, um den Lehrabschluss zu machen. Eine andere Möglichkeit ist, eine Teilqualifizierung zu erwerben und nur einen Teil des Lehrberufes zu erlernen. Die Berufsschule kann, aber muss nicht verpflichtend besucht werden.

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gedruckt am: Samstag, 21. Dezember 2024