Was sind die bekanntesten „G’schichtln“ und Mythen rund um den Staatsvertrag?
Ein absoluter Mythos ist, dass österreichische Politiker wie Figl und andere beim Heurigen und „mit der österreichischen Gemütlichkeit“ den Staatsvertrag bekommen haben. Der Staatsvertrag wurde vor allem deswegen geschlossen, weil die viel wichtigere Frage nach der Zukunft Deutschlands zu dem Zeitpunkt schon entschieden war, nämlich eine Teilung in einen kommunistischen und einen westlichen Teil. Außerdem starb im Jahr 1953 der sowjetische Diktator Stalin, auf ihn folgte Chruschtschow. Zudem wurde ein neuer amerikanischer Präsident gewählt, der ehemalige General Eisenhower. Als Signal des guten Willens gegenüber dem amerikanischen Präsidenten stimmte Chruschtschow dem österreichischen Staatsvertrag zu. Der Staatsvertrag war sozusagen der günstigste Preis für alle in dieser kurzen Entspannungsphase im Kalten Krieg.
Ein anderer Mythos ist jener, dass am 26. Oktober der letzte sowjetische Soldat Österreich verlassen hat und deshalb an diesem Tag der Nationalfeiertag begangen wird. Der wahre Grund war die Verabschiedung des Neutralitätsgesetzes im Parlament am 26.10.1955. Übrigens war der letzte Soldat, der Österreich verließ, kein sowjetischer, sondern ein britischer.