Republik Österreich - Parlament Parlament Österreich - Parlament
DemokratieWEBstatt.at

Dem Antisemitismus entgegentreten

Antisemitische Äußerungen können in Form von Kommentaren in den sozialen Netzwerken vorkommen oder am Schulhof stattfinden, sie sind in Liedtexten versteckt und als Schmierereien im öffentlichen Raum zu sehen. Obwohl antisemtische Äußerungen und die Leugnung des Holocausts gesetzlich verboten sind und bestraft werden, sind sie ein Mittel um Aufmerksamkeit und Zuspruch innerhalb von Gruppen zu finden. Oftmals werden im Netz Falschmeldungen oder aus dem Kontext gerissene Bilder und Dokumente benutzt. Unter dem Deckmantel sinkt die Hemmschwelle, judenfeindliche Äußerungen zu veröffentlichen. Solche Kommentare dürfen nicht ignoriert werden. Antisemitische Sprüche können angezeigt werden und Internetanbieter sind verpflichtet, solche Äußerungen zu löschen. Es braucht aber auch den gesellschaftlichen Widerstand gegen solche Anfeindungen. Betroffene, BeobachterInnen, Unternehmen und der Staat können gemeinsam den Kampf gegen den Antisemitismus führen.

Schluss mit Antisemitismus!

Antisemitische Äußerungen erkennen und richtig reagieren

„Mache mal wieder 'nen Holocaust“
„Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“

—Liedzeilen aus einem Rap-Album der Musiker Kollegah und Farid Bang

Was dahinter steckt

Solche Texte wollen Aufmerksamkeit erregen und provozieren. Viele Klicks, Likes und hohe Verkaufszahlen sollen damit erreicht werden. Sie sind abstoßend und völlig unsensibel für das Leid der Opfer des Nationalsozialismus. Mittlerweile haben sich die Musiker von den Liedzeilen distanziert.

Was kann man tun?

Als die Musiker für ihr Album den Musikpreis „Echo“ erhalten sollten, haben viele KünstlerInnen zum Protest aufgerufen und die Veranstaltung boykottiert. Werden antisemitische Aussagen im Netz gepostet, kann man das beim Internetanbieter melden, damit sie angezeigt und gelöscht werden. Die Verharmlosung des Völkermordes an Juden und Jüdinnen ist in Österreich verboten und wird bestraft.
Antisemitische Vorfälle können beim „Forum gegen Antisemitismus“ gemeldet werden. Um für die Themen Antisemitismus und Shoah zu sensibilisieren, helfen auch Workshops und Informationen, zum Beispiel in der DemokratieWERKstatt oder bei der Initiative „Demokratie in Bewegung“.
Websites mit Arbeitsmaterialien zum Thema gibt es bei „erinnern.at“ oder bei Yad Vashem.

„Judenhass und der Holocaust gehen mich nichts an, das ist alles schon lange vorbei.“

–Schülerin im Geschichtsunterricht

Was dahinter steckt

Vieles, was mit den Themen Antisemitismus und Holocaust zu tun hat, ist nur schwer zu begreifen. Sich damit zu beschäftigen fällt nicht immer leicht. Viele Menschen wollen sich mit emotional belastenden Themen gar nicht auseinandersetzen und fordern dazu auf, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu setzen. Aber nur wer weiß, was passiert ist, kann verhindern, dass schreckliche Taten wieder passieren. Antisemitismus wertet Menschen ab und hat in einer demokratischen Gesellschaft nichts verloren. Deshalb ist es wichtig zu verstehen, wie er funktioniert und warum er heute noch vorkommt.

Was kann man tun?

Informationen und Hilfestellung bei der Auseinandersetzung mit diesen Themen geben zum Beispiel das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands oder das Haus der Geschichte Österreich.

„Wenn es den Staat Israel nicht mehr gibt, dann herrscht Frieden im Nahen Osten.“

Was dahinter steckt

Immer noch stimmen dieser Aussage einige Menschen in Österreich zu. Kritik am Staat Israel ist prinzipiell nicht antisemitisch, wenn man sie so äußert, wie man auch Kritik an der Politik anderer Staaten äußert. Bei dieser Aussage wird aber ganz klar die Existenzberechtigung Israels in Frage gestellt und Juden und Jüdinnen unterstellt, für alle Probleme im Nahen Osten verantwortlich zu sein. Diese Form des Antisemitismus wird Antizionismus oder israelbezogener Antisemitismus genannt.

Was kann man tun?

Die Welt in Gut und Böse einzuteilen ist verführerisch. Es ist einfach und man braucht sich nicht mit den tatsächlichen Fakten auseinanderzusetzen. Solchen Argumenten kann man durch Gegenfragen begegnen. Wer ist am Nahostkonflikt beteiligt? Welche Probleme gibt es in diesen Ländern? Warum glaubst du, dass ein Staat allein die Verantwortung dafür trägt?

Hilfestellung gegen israelbezogenen Antisemitismus gibt zum Beispiel die Seite „Anders denken“. Auf dieser Seite gibt es auch einen Artikel zum Antisemitismus im 21. Jahrhundert.

„Du, Jud, du!“

Kind im Schulbus zu einem Mitschüler, der ihn angerempelt hat

Was dahinter steckt

Solche Sprüche sind schnell dahingesagt und werden oft unhinterfragt übernommen. Das Wort „Jude“ ist grundsätzlich kein Schimpfwort, seit langem wird jedoch in der deutschen Sprache das Wort „Jud“ als Beleidigung verwendet. Der gedankenlose Spruch signalisiert also Verachtung und Abwertung einer Gruppe von Menschen und trägt die lange Geschichte eines schrecklichen Vorurteils mit sich.

Was kann man tun?

Zeig, dass dich solche Beschimpfungen betroffen machen und du sie nicht tolerierst. Je öfter man klar macht, dass man solche Sprüche nicht gutheißt, desto eher werden sie aus dem Alltag verschwinden. Werden solche Sprüche bei dir in der Klasse geäußert, kannst du auch deine Lehrerin bitten, einzuschreiten. Auch bei Workshops zum Thema Antisemitismus kann man sich Hilfe holen, z.B. bei der Initiative „Demokratie in Bewegung“ der Österreichischen Parlamentsdirektion oder bei der Organisation „ZARA“.

„Gewisse Kreise an der Ostküste ziehen im Hintergrund die Fäden“

Online-Kommentar zu einem Zeitungsartikel über das amerikanische Politikgeschehen

Was dahinter steckt

Hier wird eine antiamerikanische Einstellung mit antisemitischen Vorurteilen vermischt. Der Spruch gibt mit dem Hinweis auf „gewisse Kreise an der Ostküste“, in versteckter Form den amerikanischen Juden und Jüdinnen, die Schuld an allen politischen Problemen. In vielen Onlinekommentaren, aber auch in populistischen Politikerreden und in Zeitungsartikel, die nicht offen antisemitisch auftreten wollen, kann dieser Code auftauchen, um antijüdische Verschwörungstheorien zu verbreiten.

Was kann man tun?

Verschwörungstheorien finden für komplexe Zusammenhänge einfache Antworten und geben vor, den Grund für alle Probleme zu kennen. Tipps, wie man Fake-News und Verschwörungstheorien entlarven kann, gibt es auf bei Safer Internet und der Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg.

https://www.demokratiewebstatt.at/thema/thema-antisemitismus/dem-antisemitismus-entgegentreten
gedruckt am: Sonntag, 22. Dezember 2024