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Literatur, Macht, Politik

„Wissen ist Macht“ (Francis Bacon, 1561–1626)

Literatur, das sind Texte, Sätze, Wörter, Zeichen. Literatur erweitert unser Wissen und regt die Fantasie an. Literatur ist vielfältig und umspannt einen weit gefassten Begriff, der alles Geschriebene beinhaltet. 

Als Kunstform wird Literatur oftmals in drei große Gattungen unterteilt: Epik (Romane, Erzählungen etc.), Lyrik (Gedichte) und Drama, das etwa im Theater zu sehen ist. Aber auch Comics, Drehbücher und Lieder zählen zur Literatur. 

Literatur lässt sich nach vielen Unterscheidungsformen einteilen und umfasst viele Bereiche. Es gibt fiktionale und nichtfiktionale Literatur. Es gibt Gebrauchsliteratur, wie zum Beispiel wissenschaftliche Texte, Sach- und Fachliteratur. Es gibt Kinder- und Jugendliteratur, es gibt Märchen und Fabeln. Es gibt Geschichten, die man sich schon im Alten Griechenland erzählte. Es gibt neue Literatur und aktuelle Bestsellerautor:innen, deren Bücher millionenfach verkauft werden. 

Literatur kann auch nach Zeitabschnitten, nach Themen oder nach Textsorten unterteilt werden. Solche Textsorten, die du sicher aus der Schule kennst, sind zum Beispiel: Beschreibungen, Anleitungen, Erörterungen, Erzählungen, Kommentare, Sachtexte oder Briefe und Dialoge.

Der Buchdruck als Motor für Bildung und Demokratie

Ein wichtiger Schritt zur Verbreitung von Texten und Schriften stellte die Erfindung des modernen Buchdrucks im 15. Jahrhundert dar. Die Druckerpresse, die vom deutschen Goldschmied Johannes Gutenberg um 1440 entwickelt wurde, gilt als Motor für Literatur, Bildung und Demokratie. In Asien gab es zwar bereits gedruckte Werke, aber erst die Erfindung eines mechanischen Druckverfahrens mit auswechselbaren Lettern (das sind Buchstaben, Zahlen und Satzzeichen) machte die Vervielfältigung von Texten in hoher Stückzahl möglich. So konnten Informationen schneller verbreitet werden. Das Geschriebene Wort war nicht mehr nur einigen Wenigen vorbehalten, sondern erreichte immer größere Bevölkerungsschichten. Eine Entwicklung, die auch die Alphabetisierung vorantrieb, denn-je mehr Druckwerke es gab, desto mehr lesende Menschen gab es.

Diskussionsfrage: Der englische Schriftsteller und Politiker Edward George Bulwer-Lytton (1803-1873) meinte über die Wirkung, die das Geschriebene Wort haben kann: „Die Feder ist mächtiger als das Schwert“. Wie ist dieser Ausspruch zu verstehen?

Politik und Literatur

Literatur kann zum Nachdenken anregen, sie kann zur Kritik an Gesellschaft und Politik einladen. Literatur und Politik sind vielfach miteinander verbunden. Beide können sich gegenseitig beeinflussen, kritisieren oder inspirieren. Als politische Literatur werden Werke bezeichnet, die sich mit Politik und ihren Auswirkungen auf die Menschen, mit politischen Themen und Denkansätzen oder mit politischen Ereignissen aus der Geschichte beschäftigen. Auch in utopischen Romanen werden oftmals Zukunftsideen gezeigt, die auf politische Themen aus der Gegenwart verweisen.

Einige Formen politischer Literatur

  • Traktat (Abhandlung)
  • Pamphlet (Schmähschrift, überspitzt formulierter Text)
  • Kommentar (schriftlich verfasste Meinung)
  • Reportage (anschaulicher Bericht über Orte, Ereignisse etc.)
  • Lieder

Beschränkung und Freiheit

Schriftsteller:innen, die Kritik üben oder auf Missstände aufmerksam machen, waren im Laufe der Geschichte immer wieder Anfeindungen ausgesetzt. Vor Beginn des Parlamentarismus gab es sogar Zensurmaßnahmen, die politische Literatur verbieten wollte. Berüchtigt war etwa der Zensurapparat rund um Staatskanzler Metternich im Vormärz am Beginn des 19. Jahrhunderts. Heute ist die „Freiheit der Kunst“ in Österreich selbstverständlich. Seit 1982 ist sie in der österreichischen Verfassung festgeschrieben. 

In vielen Ländern ist künstlerische Freiheit und die Möglichkeit Literatur zu veröffentlichen, die politische Zustände im Land kritisiert, aber auch heutzutage eingeschränkt. Vor allem in autokratischen Ländern sind Schriftsteller:innen immer wieder von Zensur betroffen, werden sogar inhaftiert oder zur Flucht gezwungen. Einen regelmäßigen Statusbericht zur Situation von Künstler:innen und Literat:innen weltweit findest du hier.

Widerstand gegen Terror

„Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ (Heinrich Heine, 1823) 

Im Nationalsozialismus wurde unerwünschte Literatur bei Bücherverbrennungen öffentlich zerstört. Zehntausende Bücher wurden am Beginn der nationalsozialistischen Terrorherrschaft auf diese Weise vernichtet. Die brutale Verfolgung von Künstler:innen in dieser Zeit zwang zahlreiche Schriftsteller:innen ins Exil, vor allem jüdische Literat:innen fielen dem Naziterror zum Opfer und wurden ermordet. Ihren Mut und ihre kreative Kraft haben viele Schriftsteller:innen dieser Zeit eingesetzt, um auf die furchtbaren Ereignisse aufmerksam zu machen und sie vor dem Vergessen und Verdrängen zu schützen.

Stacheldraht, mit Tod geladen,
ist um unsre Welt gespannt.
Drauf ein Himmel ohne Gnaden
sendet Frost und Sonnenbrand.
Fern von uns sind alle Freuden,
fern die Heimat, fern die Frau’n,
wenn wir stumm zur Arbeit schreiten,
Tausende im Morgengrau’n.
(1. Strophe von Jura Soyfers „Dachaulied“, entstanden im KZ Dachau 1938)

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gedruckt am: Dienstag, 7. Mai 2024