Kinderarmut gibt es auch bei uns. In Österreich sind über 350.000 Kinder und Jugendliche (22%) armuts- und ausgrenzungsgefährdet, das ist jedes 5. Kind! Für ein gutes Aufwachsen braucht es Liebe, aber auch materielle Sicherheiten, wie ausreichend Wohnraum, gesunde Ernährung, Sachen zum Anziehen und zum Spielen. Die Eltern oder die Menschen, bei denen Kinder leben, sollten dafür sorgen, dass sich die Kinder voll entfalten können. Aber für manche Eltern ist das schwierig, denn sie haben sehr wenig Geld zur Verfügung. Manche Mütter oder Väter müssen alleine für zwei, drei oder vier Kinder sorgen. Manche Eltern sind arbeitslos und verdienen kein Geld. Manche Eltern haben so große Probleme oder Sorgen, dass sie nicht gut für ihre Kinder sorgen können.
Kinderarmut in Österreich
Jedes 5. Kind in Österreich ist armuts- und ausgrenzungsgefährdet.
Über 100.000 Kinder leben in Österreich in akuter Armut.
Jedes 3. armutsgefährdete Kind lebt auch als junger Erwachsener in materieller Armut.
In Europa ist die Zahl der armutsgefährdeten Kinder und Jugendliche in den vergangenen Jahren wieder gestiegen.
Menschen in Armut leben oft unter schwierigen Bedingungen. Sie können zum Beispiel die Wohnung nicht genug heizen, weil das zu teuer ist. Manchmal leben sie in feuchten Wohnungen, die in schlechtem Zustand sind, oft haben sie auch wenig Platz zur Verfügung. Oder wenn die Waschmaschine kaputt wird, kann die Reparatur nicht bezahlt werden.
Wenn man sich ganz selbstverständliche Sachen nicht oder nur sehr schwer leisten kann, dann gilt man als arm. Damit sind aber nicht nur Essen, Kleider, Wohnung, Heizung und Medikamente gemeint. In Österreich gehört zu den selbstverständlichen Dingen auch ein Familienurlaub, Eintrittskarten ins Kino, ein Computer, Bücher und Spielsachen. Als selbstverständlich gilt auch, dass Kinder auf Schulausflüge und Sportwochen mitfahren können.
Nachgefragt: Was bedeutet armutsgefährdet?
Als Armutsgefährdung wird eine Einkommensschwelle definiert, die bei 60% des durchschnittlichen Pro-Kopf-Haushaltseinkommens angesetzt ist. Für einen Einpersonenhaushalt beträgt die Armutsgefährdungsschwelle 1.392 Euro im Monat (Stand 2023).
Über 100.000 Kinder und Jugendliche leben in Österreich in akuter Armut. Oft ist das nicht auf Anhieb erkennbar. Wenn sich Wohnverhältnisse verschlechtern, Kinder ohne Frühstück in die Schule kommen oder nicht regelmäßig eine warme Mahlzeit auf den Tisch stehen kann, bleibt das oft unsichtbar. Kleidung, Schuhe oder Schulsachen können nicht einfach so neu gekauft werden. Dabei gehen Armut und Ausgrenzung oft Hand in Hand. Ist das neueste Handy oder Computerspiel nicht leistbar, fehlt das Geld für Schulveranstaltungen oder gibt es zuhause zu wenig Platz, um Freund:innen einladen zu können, gelten Kinder schnell als Außenseiter und werden ausgegrenzt.
Auf den Punkt gebracht: Armut abseits von Geldnot
Kinder werden nicht nur als arm bezeichnet, wenn sie sich manche Dinge nicht kaufen können. Es gibt noch weitere Formen der Armut. Zeitarmut heißt, dass Eltern zu wenig Zeit mit ihren Kindern verbringen können. Beziehungsarmut bedeutet, dass jemand nicht die Möglichkeit hat, vertraute und enge Familien- und Freundschaftsbeziehungen aufzubauen.
Armut geht uns alle an!
Armut wird vielfach als Schicksal, selbstverantwortete Schuld oder individuelles Problem dargestellt. Dabei geht Armut uns alle an. Politik und Gesellschaft können aktiv werden, um Kinder- und Jugendarmut zu verhindern. Österreich hat gemeinsam mit 195 weiteren Staaten die UN-Kinderrechtskonvention unterzeichnet, in der ist festgeschrieben, dass jedes Kind das Recht „auf einen seiner körperlichen, geistigen, seelischen, sittlichen und sozialen Entwicklung angemessenen Lebensstandard“ hat (Artikel 27 der Kinderrechtskonvention). Auch die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen stellen die Bekämpfung von Armut an erster Stelle. Doch auch in reichen Ländern nimmt die Zahl der armutsgefährdeten Kinder und Jugendlichen zu.
In der Europäischen Union waren im Jahr 2021 rund 24,4 Prozent aller Kinder von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Im Jahr 2019 hatte der Anteil noch bei 22,8 Prozent gelegen (Quelle: Eurostat). Als Risikogruppen, die besonders häufig von Armut betroffen sind, gelten alleinerziehende, kinderreiche, bildungsschwache sowie nicht im Arbeitsmarkt integrierte Menschen. Jedes dritte Kind, das in einer einkommensarmen Familie aufwächst, lebt auch 20 Jahre später als junger Erwachsener noch in materieller Armut und konnte der Armutsspirale nicht entkommen.
Nachgefragt: Was bedeutet „Armutsspirale“
Bei der Armutsspiralegeht es darum, wie sich Menschen fühlen, wenn sie arm sind und wie sie handeln, weil sie arm sind. Die Armutsspirale beschreibt Zusammenhänge, die mit materieller Armut verbunden sind. So hat etwa das Einkommen der Eltern laut Studien Auswirkungen darauf, welchen Bildungsweg ihre Kinder wählen.