Der „Blick über den Tellerrand“ zeigt, wie schwierig die Ernährungssituation weltweit ist. 2019 waren etwa 690 Millionen Menschen von Hunger betroffen. Bei einer Weltbevölkerung von rund 7,5 Milliarden Menschen heißt das, dass etwa jeder 11. Mensch – das ca. 9 Prozent – weltweit Hunger gelitten hat. Insbesondere Frauen, Kinder und ältere Menschen sind von Hunger betroffen.
Hunger und Ernährungssicherheit
Besonders viele Menschen hungern in den südlichen Teilen unserer Erde, in Asien (381 Mill.), Afrika (250 Mill.) und Lateinamerika (48 Mill.). Aber auch in Industriestaaten hungern circa 16 Millionen Menschen.
Hunger: Von akut bis verborgen
Hunger wird definiert als das „Fehlen von Nahrungsenergie“, gemessen in Kalorien. Meist geht man davon aus, dass eine erwachsene Person täglich 1800 bis 2100 Kilokalorien braucht.
Hunger kann aber in vielen verschiedenen Formen auftreten.
Viele Menschen sind von akuten Hungerkrisen betroffen, z.B. aufgrund von Naturkatastrophen.
Am häufigsten ist jedoch chronischer Hunger. Chronischer Hunger bedeutet, dass die Betroffenen unter dauerhafter Unterernährung leiden. Der Körper nimmt weniger Nahrung auf, als er braucht. Meist tritt diese Form in Zusammenhang mit Armut auf. Chronisch Hungernde haben zu wenig Geld für eine gesunde Ernährung, für sauberes Wasser oder eine Gesundheitsversorgung.
Die Anzahl der weltweit chronisch Hungernden stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an.
Mangelernährung
Außerdem leiden etwa zwei Milliarden Menschen an Mangelernährung. Sie sind nicht mit ausreichend nährstoffreicher und abwechslungsreicher Nahrung versorgt. Der Mangel an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen – wie z.B. Vitamin A, Jod oder Eisen ––kann auch bei genügender und kalorienreicher Ernährung vorkommen. Man spricht hier auch von „verborgenem Hunger“.
Kinder und Hunger
Kinder trifft Hunger und Mangelernährung besonders schlimm, weil genügend Nahrung wichtig fürs Wachstum ist. Unterernährung hemmt die körperliche und die geistige Entwicklung, ganz besonders bei Babys.
Zwischen einem Viertel und einem Drittel aller Kinder unter 5 Jahren, in Zahlen rund 191 Millionen Kinder, sind in Folge von Mangelernährung unterentwickelt. Mehr als fünf Millionen Kinder sterben jährlich, weil sie unter- oder mangelernährt sind. Alle zehn Sekunden verhungert ein Kind unter 5 Jahren.
Gleichzeitig sind weltweit etwa 38 Millionen Kinder unter fünf Jahren übergewichtig!
Nachgefragt: Was ist „UNICEF“?
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen „UNICEF“ (englisch: United Nations International Children's Emergency Fund) setzt sich weltweit dafür ein, das Überleben von Kindern zu sichern und ihre Rechte zu verwirklichen. In über 150 Ländern arbeitet UNICEF daran, die Lebensbedingungen der Kinder zu verbessern. Sie sorgt für eine bessere medizinische Versorgung und ausreichende Ernährung, für sauberes Trinkwasser und Bildung.
Mehr über die Arbeit von UNICEF erfährst du unter unicef.de/kids/
Warum müssen so viele Menschen hungern?
Die Gründe, warum Menschen hungern, sind sehr vielschichtig. Dazu gehören
- Naturkatastrophen wie Dürre und Überschwemmungen
- Kriege
- (wirtschaftliche) Krisen
- ungerechte Landverteilung
- gesellschaftliche Ausgrenzung
- ungerechte internationale Handelsverträge
Derzeit führen auch die Folgen der Corona-Pandemie dazu, dass Menschen, v.a. auch in ärmeren Regionen, ihr Einkommen bzw. ihre Arbeit verlieren. Dadurch verschlechtert sich auch ihre Ernährungssituation. Die Politik kann zwar nicht unmittelbar gegen alle diese Ursachen etwas unternehmen. Dennoch kann sie viele Faktoren beeinflussen.
Hunger bekämpfen, Ernährungssicherheit verbessern
Das Recht auf ausreichende Nahrung ist bereits seit 1948 als grundlegendes Menschenrecht festgeschrieben. Eines der 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) lautet „ZeroHunger“.
Doch noch haben nicht alle Menschen weltweit tagtäglich genug zum Essen. Dabei gäbe es genügend Nahrungsmittel für die gesamte Weltbevölkerung. Bereits heute, im Jahr 2020, könnten theoretisch bis zu 12 Milliarden Menschen ernährt werden. Durch Ernährungssicherheit soll die weltweite Nahrungsmittelverteilung verbessert werden.
Der Welternährungsgipfel definierte 1996, dass Ernährungssicherheit („Food Security“) dann gegeben ist, „wenn alle Menschen –– jederzeit –– ausreichenden Zugang zu sicheren, nahrhaften Lebensmitteln haben, um ein gesundes und aktives Leben führen zu können“.
Auf den Punkt gebracht:
Ernährungssicherheit als Menschenrecht: Auch das Europäische Parlament erklärte Ernährungssicherheit zum Menschenrecht: „Die Ernährungssicherheit ist ein Menschenrecht. Sie ist gegeben, wenn alle Menschen jederzeit in physischer, sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht Zugang zu ausreichenden, unbedenklichen und nahrhaften Nahrungsmitteln haben, die ihrem Ernährungsbedarf und ihren Ernährungsgewohnheiten im Hinblick auf ein aktives und gesundes Leben entsprechen.“
Verfügbarkeit
Voraussetzung für Ernährungssicherheit ist, dass ausreichend Nahrungsmittel hergestellt und gehandelt werden können. Diese sollen hochwertige, sichere Lebensmittel sein, und es sollte ein möglichst vielfältiges Angebot geben, um eine ausgewogene Ernährung zu ermöglichen.
Zugang, Verteilung
Außer der Menge und der Qualität der Nahrungsmittel ist wichtig, dass die Menschen auch tatsächlich Zugang dazu haben und die Nahrung gerecht verteilt wird. Dazu gehört, dass die Märkte (für Nahrung, aber auch für Saatgut, Dünger etc.) erreichbar sind und die Menschen genügend Einkommen haben, um sich gesunde Ernährung leisten zu können.
Nutzung
Auch Ernährungsgewohnheiten und Traditionen führen manchmal dazu, dass die vorhandene Nahrung nicht optimal genutzt werden kann. Bildung und Wissen über ausgewogene Ernährung können hier helfen, damit Lebensmittel so gelagert und zubereitet werden, dass sie möglichst sicher sind.
Stabilität
Wirtschaftliche Krisen, Konflikte oder auch das Wetter haben Einfluss darauf, ob Nahrungsmittel auf Dauer für die Menschen verfügbar und zugänglich sind. Deshalb geht es darum, nachhaltige Maßnahmen zu setzen (etwa durch Förderung von nachhaltiger Entwicklung, Demokratie und Frieden).