Die Grenzen Österreichs waren nicht immer so, wie wir sie heute kennen. Vor knapp 100 Jahren gehörte das Gebiet, das heute Österreich ist, noch zu einem so genannten Vielvölkerstaat, nämlich der österreichisch-ungarischen Monarchie. In einem Staat, der sich aus vielen verschiedenen Völkern zusammensetzt, werden auch viele Sprachen gesprochen. Einige von ihnen werden in Österreich auch heute noch gesprochen.
Im damaligen Abgeordnetenhaus (Parlament) waren diese vielen Sprachen ebenfalls vertreten. 1907 saßen 516 Abgeordnete im Parlament, darunter waren Deutsche, Tschechen, Polen, Slowenen, Kroaten, Ruthenen (Ruthenen sind Menschen aus der heutigen Ukraine), Rumänen und Italiener!
Bei diesem Sprachengewirr im Parlament war es bestimmt gar nicht so einfach, sich zu verständigen und gemeinsame Gesetze zu beschließen.
Damals wurden zwar einige Abstimmungsformeln in die Hauptsprachen übersetzt und verlesen, jene Sprache, in der Verhandlungen geführt wurden, war aber Deutsch.
Die unterschiedlichen Sprachen führten sicherlich auch zu einigen Missverständnissen und Streitereien zwischen den Abgeordneten des Vielvölkerstaates Österreich. Es gibt sogar Berichte, dass sie sich im Parlament manchmal mit Tintenfässern beworfen oder mit Musikinstrumenten die Sitzungen gestört haben!