Das ist Norbert Rernböck. Er arbeitet seit 1992 im Österreichischen Parlament. Es begann damit, dass Herr Rernböck privat in einem Tischtennisverein spielte. Ein Vereinskollege, der im Parlament arbeitete, erzählte ihm von einer freien Stelle als Elektrotechniker im Parlament. Das interessierte Herrn Rernböck so sehr, dass er sich um die freie Stelle bewarb. Er wurde zum Aufnahmegespräch eingeladen und daraufhin auch eingestellt. Die Aufgaben, die der Elektrotechnische Dienst hat, sind sehr vielseitig und nicht einen Tag lang könnte die Arbeit im Parlament ohne diesen Arbeitsbereich ungestört vor sich gehen.
Was sind die Aufgaben des Elektrotechnischen Dienstes?
Unsere Aufgaben sind sehr vielseitig. Wir sind für die ganze Stromversorgung zuständig und auch für die Tonanlagen. Wir müssen im Nationalratssitzungssaal sitzen und die ganze Sitzung regeln und aussteuern. Jede
Abgeordnete und jeder Abgeordnete hat nämlich eine unterschiedliche Sprechlautstärke. Wir bemühen uns, die Abgeordneten zu unterstützen, dass sich jeder gleich laut kundgeben kann.
Gibt es einen Unterschied in Ihrer Arbeit bei Nationalratssitzungen und bei Bundesratssitzungen?
Es gibt einen großen Unterschied. Im
Nationalrat ist es so, dass die Vorsitzende oder der Vorsitzende, sprich Präsidentin oder Präsident, die Mikrofone auf dem Pult selber schaltet. Das bedeutet, dass wir zwar für die Aussteuerung des Tones zuständig sind, aber nicht für die Mikrofone. Wir haben das gleiche Schaltpult wie die Präsidentin oben, und passen auf. Sollte sich die Präsidentin oder der Präsident oben einmal verdrücken, dann korrigieren wir das. Beim
Bundesrat machen wir die komplette Mikrofonzuteilung. Das machen wir von der Elektrozentrale aus. Die Präsidentin oder der Präsident kann ihr oder sein Mikrofon selbst schalten. Aber alle anderen Sektorenmikrofone oder Rednerpulte oder MinisterInnen im Bundesrat müssen wir schalten.
Was passiert, wenn der Ton ausfällt?
Also für uns ist das immer eine recht hektische Sache. Der Kollege, der am Tonpult sitzt, muss dann zur Präsidentin oder zum Präsidenten hinaufgehen und ihr oder ihm erklären, was kaputt sein könnte. In der Zwischenzeit sind natürlich schon die Kollegen im Hintergrund fleißig unterwegs, um die Störung so rasch wie möglich zu beheben. Bis jetzt ist uns das im Großen und Ganzen noch nicht oft passiert, dass wir während der Sitzung einen Ausfall gehabt hätten.
Was passiert, wenn der Strom ausfällt?
Es gibt 10 Minuten vor Sitzungsbeginn ein Klingelsignal, welches in sämtlichen Büros und Gängen installiert ist. Die Abgeordneten wissen dann, dass in 10 Minuten die Sitzung beginnt und kommen alle in den Nationalratssitzungssaal oder Bundesratssitzungssaal. Einmal geschah es, dass 5 Minuten vorher das Licht und der Ton weg waren. Die Präsidentin hat zu uns heraufgeschaut und wollte wissen, was los sei. Ich bin gleich zu ihr gelaufen und habe ihr gesagt, dass wir schauen werden, was los ist. Dann habe ich sofort meinen Kollegen angerufen und ich muss sagen, dass wir wirklich rasch und schnell waren. Es ist uns gelungen, ca. 3 Sekunden, bevor die Sitzung angefangen hat, den Strom und den Ton wieder zum laufen zu bringen. Es ist zum Glück keinem aufgefallen, dass da irgendetwas nicht stimmt. Die Sendung vom ORF konnte rechtzeitig übertragen werden.
Was sind Notsituationen und was machen Sie dann?
Unser Haus wird von vielen Menschen täglich besucht und es gibt jetzt immer mehr Fluchtwegsbeleuchtungen. Man hofft, dass natürlich nie etwas passiert. Aber sollte etwas passieren, sind wir bemüht, dass wir die Personen, die im Haus sind, sicher ins Freie bringen können, und darauf schauen, dass ihnen nichts passiert. Ein Notfall wäre, wenn irgendwo ein Brand ausbrechen würde.
Wie hoch ist der Stromverbrauch?
Wie Sie sich sicher vorstellen können, ist das Parlament ein Großverbraucher. Wir haben sage und schreibe 7 950 000 kW/h Verbrauch im Jahr. Damit ihr euch das vorstellen könnt: das ist so viel, wie circa 1950 (tausendneunhundertfünfzig!) Einfamilienhäuser brauchen, in denen ca. 3 – 4 Personen wohnen. Das sind ungefähr 6000 Personen. Das entspricht schon einer großen Ortschaft. Und so viel, wie diese Personen benötigen würden, verbrauchen wir vergleichsweise im Parlament pro Jahr.
Wie viele Glühbirnen müssen gewechselt werden?
Wir machen das immer noch selbst, weil es natürlich bei diesen vielen Lustern und Leuchtkörpern, die wir im Haus haben, immer wieder zu Reparaturen kommt. Wir verbrauchen circa 4500 (viertausendfünfhundert!) Stück an Leuchtkörpern pro Jahr. Das sind aber nicht nur Glühbirnen, sondern Leuchtstoffröhren, Halogenstäbe, Halogenlampen, und Sparlampen sind jetzt immer mehr in Mode. Ab 2009 hat die
EU die Vorschrift erlassen, dass die alten Glühbirnen durch Sparlampen ersetzt werden müssen. Wir sind die letzten 2 – 3 Monate dabei, systematisch alle Luster hier mit Sparlampen auszustatten. Im Schnitt wechseln wir so ungefähr es 20 oder 30 pro Tag. In der Cafeteria gibt es die Leuchtkörbe mit 40 Glühbirnen. Da wechseln wir nicht jede kaputte Glühbirne einzeln aus, sondern machen das in gewissen Abständen und dann wechseln wir vielleicht 40 oder 50 auf einmal aus. Heute sind es 10, morgen sind es 100, das ist ganz verschieden.
Was ist eine Rohrpost und wie funktioniert sie?
Das ist eigentlich ganz einfach. So eine Rohrpost funktioniert ungefähr so wie ein großer Staubsauger. Wir haben im Keller den Verteiler, die Zentrale. Dann gibt es 4 Gebläse und die saugen oder blasen und vom Computer aus gesteuert werden. So befördern wir die Kapseln von einer Station zur anderen.
Das läuft über den Computer und der weiß dann: „Von der Station 227 wurde jetzt eine Kapsel hineingestellt.“ Da gibt es dann einen Signalschalter und der Computer weiß dann: „Ich muss jetzt dorthin blasen, über diese Weiche gehen, in eine andere Linie fahren und die Kapsel kommt dann auf der anderen Seite wohlbehalten heraus.“
Wie viele Stationen hat denn die Rohrpost?
Wir haben ca. 60 Stationen im Haus, also das ist eine sehr beträchtliche Anzahl. Ich glaube, wir haben die größte Anlage, zumindest in Österreich. Und wir haben im Jahr 100 000 (hunderttausend!) bis 120 000 (hundertzwanzigtausend!) Sendungen.
Hat die Rohrpost auch öfters Pannen?
Das gibt es selten, aber leider doch. Das ist sehr problematisch. In diesem Fall muss man erst am Computer schauen, auf welcher Linie diese Kapsel stecken geblieben ist und dann muss man diesen Bereich einmal suchen. Das ist natürlich nicht immer leicht, weil die Rohre teilweise in den Wänden und Decken verbaut sind. Da muss man manchmal die komplette Beleuchtung in dem Bereich ausbauen, um dort hinzukommen, wo diese Kapsel steckt.
Bleiben öfter Leute im Lift stecken?
Das ist sehr, sehr selten. Also wir Elektriker sind ja ausgebildete Aufzugswärter, wir müssen auch hier Prüfungen ablegen. Wir sind daher geschult, Personenbefreiung in einem solchen Fall durchzuführen. Das heißt sollte wirklich einmal ein Lift stecken bleiben können wir die Leute beruhigen und so weiter. Aber mir ist es erst 3 oder 4x passiert, dass wir wirklich Personen herausholen mussten.